Gleich vorweg: Nein, das ist kein gesponserter Werbeartikel für Papyrus. Der folgende Text soll eine Hilfestellung für Autoren sein, die vor dem gleichen Problem stehen, vor dem ich bis vor Kurzem auch noch stand: der unausweichliche Umstieg von Patchwork auf eine andere Software.
Ohne Patchwork und die Arbeit von Martin Danesch hätte ich viele meiner Bücher so nie geschrieben. Dieser Artikel ist keine Abrechnung, sondern ein Erfahrungsbericht darüber, wie ich nach seinem Tod mit meinem Setup weitergearbeitet habe.
Mein persönlicher Umstieg von Patchwork auf Papyrus 12
Manchmal merkt man erst beim Wechsel, wie sehr man sich an alte Gewohnheiten geklammert hat. Jahrelang habe ich mit einer älteren Patchwork-Version gearbeitet – ein Programm, das ich irgendwann blind bedienen konnte. Es war vertraut. Zu vertraut.
Auch nach Martins Tod und der Einstellung jeglichen Supports hielt ich Patchwork noch über ein Jahr lang die Treue. Bis zu dem Punkt, an dem klar wurde: Das Programm ist stehen geblieben. Ich nicht.
Also der logische Schritt: rüber zu Papyrus 12 (früher Papyrus Autor). Natürlich mit aktuell 349,- € kein Pappenstil, aber auch nicht hoffnungslos überteuert. Am Anfang hatte ich meine Zweifel, ob sich die Investition lohnt. Nach ein paar Tagen kannte ich die Antwort: Ja.
Nach etwa einer Woche fand ich mich bereits annähernd so zurecht wie vorher in Patchwork. Deshalb meine Empfehlung an alle Zögerlichen: Augen zu und durch.
Und ja – ich hatte Sorge, dass der Umstieg ein halber Neuaufbau wird. Aber am Ende war er viel einfacher, sauberer und befreiender als gedacht.
Copy & Paste: Der saubere Weg (1–2 Stunden pro Buch)
Ich wollte meine Manuskripte nicht über irgendwelche automatisierten Importfunktionen jagen, die am Ende mehr Chaos als Nutzen bringen. Zumal es keine wirkliche Schnittstelle gibt, mit der sich Daten zuverlässig von Patchwork nach Papyrus exportieren lassen.
Also habe ich mich für den pragmatischsten Weg entschieden:
Kopieren → Einfügen → Formatieren.
Dauer: etwa 1–2 Stunden pro Buch. Das klingt nach Handarbeit, ist aber in der Praxis die sauberste Methode – und eine gute Gelegenheit, den gesamten Drucksatz zu bereinigen und zu optimieren.
Warum Papyrus? Was für mich den Unterschied macht
1. Saubere Trennung – endlich
Ein entscheidender Punkt für mich: Papyrus trennt sauber. Patchwork konnte das oft nur bedingt. Ich kann nun explizit einstellen, welche Art von Trennung ich bevorzuge. Die für mich beste Einstellung: Duden – konservativ.
Absätze, Szenentrenner und Kapitel: Papyrus hält die Struktur sauber, stabil und ohne die merkwürdigen Nebenwirkungen, die Patchwork manchmal hatte. Das klingt banal, ist aber gerade beim Buchsatz oder Export Gold wert.

2. Hochwertigere Drucksätze
Papyrus liefert deutlich sauberere PDFs. Keine Reste, keine Artefakte, keine verborgenen Elemente oder verrutschten Grafiken. Wenn ich die Datei später an Tredition oder KDP gebe, weiß ich: Das ist technisch einwandfrei.
Grundsätzlich funktioniert Papyrus bei unterschiedlichen Druckformaten anders: Während man bei Patchwork den Text unabhängig vom späteren Format angelegt hat, gilt jetzt ein anderes Prinzip: Pro Format eine eigene Datei.
Vorteil: Ich kann den Drucksatz bis ins Detail auf das jeweilige Format anpassen. Nachteil: Ich habe mehrere Dokumente, die ich synchron halten muss. Das funktioniert – nur eben anders als gewohnt.
Gerade die Patchwork-Fragmente haben mich manchmal ziemlich geärgert. Das lag sicher auch daran, dass ich nicht die neueste Version hatte. Ein Upgrade war aber nicht mehr möglich. Papyrus hingegen produziert PDFs, die so aussehen, wie sie aussehen sollen.
3. „Einfügen und Stil anpassen“ – nützlich, aber …
Papyrus bietet die Funktion „Einfügen und Stil anpassen“ – ideal, um Text sofort sauber zu übernehmen, ohne Formatmüll.
Aber: Kursiv- und Fettschrift gehen dabei verloren.
Deshalb habe ich mich für das klassische Einfügen entschieden – und danach manuell bereinigt.
4. Das Apostroph-Problem – und wie ich es gelöst habe
Beim klassischen Einfügen gab es bei mir einen kuriosen Nebeneffekt:
Papyrus hat sämtliche Apostrophe durch ein * ersetzt.
Das sah im Text fast so schlimm aus wie einmal komplett durchgegendert.
Die Lösung war simpel: Suchen & Ersetzen.
-
Suchbegriff:
* -
Ersetzen durch:
’
Einmal angewendet – und der gesamte Text war wieder sauber. Das zeigt nebenbei, wie wichtig diese „von Grund auf“-Migration war.
Vorteile nach dem Umstieg auf Papyrus 12 (die wirklich zählen)
Lesbarkeitsanalyse
Ehrlich, nützlich, gnadenlos. Ich sehe sofort:
-
Passivkonstruktionen
-
Endlossätze
-
Füllwörter
-
Tempo-Probleme
Sie ist für mich kein Dogma, aber ein guter Spiegel.
Figurentool & Recherchefenster
Bleibt dezent im Hintergrund, ist aber jederzeit abrufbar. Endlich Kontext, ohne mich zu verlieren.
Duden-Korrektor integriert
Ja. Punkt. Funktioniert hervorragend – auch wenn ich die Empfehlungen aus stilistischen Gründen oft ignoriere. Praktisch: Man kann sich im Programm direkt Synonyme vorschlagen lassen.
Mehr Möglichkeiten im Textdesign
Endlich habe ich die volle Kontrolle über Schriftarten, Einzüge, Zeilenabstände, Kapitelgrafiken und Seitenzahlen.
Verlässlicher Buchsatz
Papyrus erweist sich hier als zuverlässige All-in-one-Lösung, die externe Programme für den Drucksatz überflüssig macht.
Ausnahme: E-Books. Diese werden in Papyrus zwar vergleichsweise sauber erstellt, Nacharbeit über Calibre / Sigil ist jedoch meist notwendig, wenn man es technisch wirklich sauber haben will. Für jemanden, der hauptberuflich mit Software-Entwicklung zu tun hat, ist das in meinem Fall der Anspruch. Auch die Konvertierung in das moderne EPUB3-Format beherrscht Papyrus derzeit noch nicht.
Patchwork bleibt Patchwork – aber ich bin weitergezogen
Patchwork war gut. Ich habe es geliebt und viele Jahre zuverlässig damit gearbeitet. Die Software trägt ganz klar die Handschrift eines Entwicklers, der wusste, was Autoren brauchen. Der Umstieg war für mich Wehmut pur. Es hatte seinen Charme und seine Stärken – ein universeller Baukasten, der fast alles abgedeckt hat.
Aber: Ich hatte keine Möglichkeit mehr, auf eine neuere Version umzusteigen. Und ein Tool, das (aus tragischen Umständen) nicht mehr weiterentwickelt wird, passt irgendwann nicht mehr zu einer professionellen Arbeitsweise.
Papyrus wirkt auf mich inzwischen moderner, stabiler und aufgeräumter.
Fazit: Der Umstieg hat sich gelohnt
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saubere Dateien
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bessere Struktur
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höherwertige PDFs
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professionellerer Buchsatz
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mehr Ruhe durch weniger technisches Chaos
Der Umstieg hat mich pro Buch 1–2 Stunden gekostet, plus Einarbeitungszeit – und mir langfristig wahrscheinlich Tage, wenn nicht Wochen erspart.
Das Entscheidende: Ich bin jetzt wieder an einem Punkt, an dem ich schreiben kann, ohne mit dem Werkzeug kämpfen zu müssen.
Und genau so sollte es sein.
