Es gibt viele Dinge, die das Internet kaputt machen. Spam-Mails, Fake-News, SEO-Spam-Artikel über „die besten zehn Toaster der Welt“. Doch das wirklich Nervtötende, die wahre Pest der Gegenwart, sind Consent-Banner. Diese bunten Klötze, die wie Unkraut über jede Webseite wuchern, nur um dich zu fragen, ob du ihnen bitte erlaubst, dich zu verfolgen, deine Aktivitäten auszuwerten und deine Klicks bis nach Mountain View oder Menlo Park durchzureichen.
Kaum landet man auf einer Seite, knallt einem ein Banner entgegen: „Alles akzeptieren“ prangt in giftigem Grün, „Ablehnen“ versteckt sich hinter grauer 8-Punkt-Schrift in einem Untermenü. Willkommen im digitalen Ablasshandel des 21. Jahrhunderts.
Und schuld daran? Nicht die DSGVO. Die schreibt Transparenz vor – keine Zwangsbelästigung. Das eigentliche Problem sind die großen Datenkraken. Google, Meta und Konsorten haben es geschafft, ihre Sucht nach Daten zur allgemeinen Norm zu erheben. Milliardenfacher Datenfraß, hübsch garniert mit Werbetracking, das niemand braucht außer den Werbenetzwerken selbst. Bereits in einem früheren Artikel habe ich mit diesem Thema beschäftigt, allerdings damals noch aus einer anderen Perspektive.
Warum die meisten Consent-Banner überflüssig sind
Die Ironie: In den allermeisten Fällen bräuchte es diese nervige Klickerei gar nicht. Technisch notwendige Cookies darf man ohnehin setzen, ohne jemanden vorher zu fragen. Für Statistik und Reichweitenmessung gäbe es saubere Alternativen, die ganz ohne Banner auskommen.
Doch statt den gesunden Minimalismus zu leben, werden Webseiten mit Skripten von Google, Facebook und Amazon vollgestopft. Jeder Klick, jeder Kommentar, jedes Scrollen wird registriert, verwurstet und verkauft. Banner sind am Ende nur der Versuch, die Verantwortung dem Nutzer unterzuschieben: „Du wolltest es doch so, du hast ja auf ‚Akzeptieren‘ geklickt!“
Persönliche Erfahrung: Complianz – mehr Nerv als Hilfe
Eine Zeit lang habe ich sogar das WordPress-Plugin Complianz ausprobiert. Die Idee: einmal sauber konfigurieren, und dann läuft alles automatisch im Hintergrund. Die Realität: nerviger Dreck. Statt Ruhe gab es ständig neue Pop-ups, Hinweise und Warnungen. Am Ende hatte ich nicht weniger, sondern mehr Banner. Genau das Gegenteil von dem, was ich wollte.
Was Webseitenbetreiber tun können – ganz ohne Banner
Die gute Nachricht: Es geht auch ohne. Wer seine Seite datensparsam aufbaut, braucht keine Banner. Ein paar konkrete Tipps:
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Analytics ersetzen: Finger weg von Google Analytics. Nutze unabhängige Tools wie Independent Analytics (für WordPress), Matomo (cookiefrei konfigurierbar) oder Plausible. Kein Banner nötig.
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Videos einbinden: YouTube nur im „Privacy-Enhanced Mode“ laden – oder besser: lokal hosten oder über DSGVO-freundliche Player.
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Fonts & Skripte lokal: Google Fonts, Captchas und externe Widgets sind Spione im Schafspelz. Lade alles lokal, was geht.
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Kommentare: Große Diskussionsplattformen wie Disqus tracken, was das Zeug hält – und blenden Banner gleich mit ein. Alternative: wpDiscuz direkt in WordPress, das Daten auf deinem Server hält. Keine Datensammelei, kein externer Konzern, keine Banner-Orgie.
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Minimalismus-Regel: Sammle keine Daten, die du nicht wirklich brauchst. Dann musst du auch niemanden darum anbetteln.
Kommentarbereiche: Ort des Austauschs, nicht des Trackings
Gerade Kommentare sind wichtig für den Austausch zwischen Autor und Leserschaft. Doch viele Seiten haben ihre Diskussionsbereiche ausgelagert – zu Plattformen, die mehr an den Daten der Nutzer interessiert sind als an deren Meinung. Disqus ist dafür ein Paradebeispiel: praktisch, aber datenhungrig.
Mit wpDiscuz oder dem nativen WordPress-Kommentar-System lässt sich eine lebendige Diskussion betreiben, ohne die Leser gleichzeitig durchleuchten zu lassen. Der Effekt: ehrlicher Austausch statt Datenextraktion. Und ganz nebenbei spart man sich wieder das Banner.
Consent-Banner? Nein danke! Mit gutem Beispiel voran
Ich habe meine eigene Webseite konsequent umgestellt: Keine externen Fonts, keine Google-Dienste, kein Tracking durch Datenkraken. Stattdessen setze ich auf Independent Analytics und wpDiscuz. Ergebnis: eine saubere Seite, schnelle Ladezeiten, kein Consent-Banner. So einfach kann Datenschutz sein – wenn man ihn ernst meint.
Fazit: Ein besseres Internet ohne Klickzirkus
Consent-Banner sind kein Schutz, sondern ein Symptom: Sie zeigen, wie krankhaft das Internet auf Datensammelei getrimmt wurde. Anstatt Nutzer mit bunten Klickflächen zu gängeln, sollten Webseitenbetreiber die eigentliche Frage stellen: Brauche ich diese Daten wirklich?
Die Antwort lautet in neun von zehn Fällen: nein.
Also runter mit den Bannern. Raus mit den Tracking-Skripten. Weniger Google, weniger Facebook – dafür mehr Respekt vor den eigenen Besuchern. Und siehe da: Das Internet fühlt sich gleich wieder ein Stück sauberer an.