Französischer Schnee

Jacques Bontemps plant Touren, nicht Verbrechen. Als der Disponent seinen Job verliert, kippt die Ordnung seines Lebens. Ein alter Kontakt bietet „Übergangshilfe“ an – diskret, gut bezahlt, ohne Papierkram. Ein Angebot, das man nicht annimmt, wenn man klug ist. Ein Gefallen hier, ein verschobener Blick dort, und plötzlich zählt nicht mehr, was korrekt ist, sondern was funktioniert. Was als einmaliger Gefallen beginnt, wird zur Spirale aus Druck, Geld und Lügen. Misstrauen wächst, Grenzen verschwimmen, und am Ende steht die Frage: Wie weit geht man, wenn man alles zu verlieren glaubt?

Französischer Schnee – ein düsterer Kriminalroman über Versuchung und Gewissen, entstanden als meine „Jugendsünde“: ungeschönt, temporeich, nah an den Figuren.

Französischer Schnee

Buchkritiken

Was anfänglich wie eine Erzählung dahinzuplätschern scheint, entpuppt sich als adrenalingeladene Krimistory.

‚Frère Jacques, Frère Jacques, Dormez-Vous?‘ Schnarchnase Jacques Bontemps also, ein liebenswerter Zeitgenosse nahe der Midlife-Krise, von Selbstzweifeln geplagt, wird abrupt aus seinen bürgerlichen Träumen gerissen: der Arbeitgeber pleite, die Ehefrau untreu, der Sohn bekifft in der Schule erwischt. Als ob des Ungemachs noch nicht genug, wenn die kleine heile Welt aus ihren Festigkeiten stürzt, gerät Jacques an zwielichtige Gestalten, die ihm einen Drogentransport (Buchtitel: Französischer Schnee) vom lauschigen Südfrankreich ins schlechtwetterumtoste Hamburg aufnötigen.
Im ersten Teil des Romans herrscht eine langsame, bedächtige, dem Denken und Fühlen des Hauptakteurs angepasste Erzählweise vor, fast hat man den Eindruck man kenne den Typus der vorgestellten Person aus unmittelbarer Nachbarschaft oder habe man missliebige Lebensmuster schon genauso erlebt. Kaum im Schauplatz Hamburg angekommen entwickelt sich der Plot zu einer Art Drehbuch für einen neuen „ARD-Tatort“, das Erzähltempo drückt mächtig aufs Gaspedal, die schnellen Handlungsabfolgen reißen den Leser mit, treiben ihn neugierig vorwärts, ob die Story nun gut ausgeht oder in der Katastrophe versackt: Jacques Gangsterattitüden rufen seinen Gegenspieler, den Drogenfahnder von kriminalistischer Brillanz Frank Erikson auf den Plan, zum weit gespannten Bilderbogen gesellen sich weitere schräge Typen und Charaktere, genretypische Verfolgungsjagden, Schlägereien und Schießereien inklusive.

Der vielversprechende Newcomer Michael Noll lässt präzise Bilder mit viel Liebe zum Detail vor dem geistigen Auge aufscheinen, fast ist man geneigt, die Reise und Aufenthaltsorte des Protagonisten auf Google Maps mit zu verfolgen. Klare und variantenreiche Sprache beleuchtet unterschiedliche Aspekte und Facetten der Kriminalgeschichte, der Perspektivenwechsel unterstützt den Spannungsaufbau. Insgesamt mehr als einen Blick wert.

Derzeit nicht im Handel erhältlich wegen Review. Der Titel wird geprüft und ist bald wieder da. Danke für deine Geduld.