Google Rezension gelöscht? Es gibt Momente, da fragt man sich: Bin ich noch im Internet oder schon in einer Satire-Show? Letztens wurde mir wieder einmal schwarz auf weiß bestätigt, dass Google inzwischen mit Rezensionen so umgeht wie ein mittelmäßiger Zauberkünstler mit einem Kaninchen: Zack – weg ist es! Allerdings ein Zauberer ohne Sympathie und Unterhaltungswert.
Und was war der hochgradig diffamierende Inhalt meiner Rezension? Haltet euch fest:
„Ich bekam das, was ich gebraucht habe. Der Laden macht einen sauberen Eindruck. Die Freundlichkeit lässt allerdings zu wünschen übrig.“
Offenbar eine Attacke von solchem Kaliber, dass der US-Konzern umgehend sein digitales Schutzschild hochfahren musste. Denn nichts ist gefährlicher für die Menschheit als der Hinweis, dass eine Verkäuferin nicht gelächelt hat.
Googles Richtlinien – oder: Wie man die Realität auf Null kalibriert
Offiziell sagt Google: Bewertungen sollen „hilfreich und relevant“ sein. Übersetzung: Hilfreich ist, was klingt wie eine Werbebroschüre, und relevant ist, was niemandem weh tut. Die inflationäre Löschorgie rechtfertigt man kurzerhand mit undurchsichtigen Richtlinien, die ständig nach Belieben angepasst werden, und angeblichen Diffamierungen.
Wer also schreibt „freundlichkeitsarm, aber sauber“, ist draußen. Wer dagegen jubelt „Super! Toller Laden! Immer wieder!“, darf bleiben. Willkommen im Reich der Einhörner, wo Kritik nur noch in Form von Herz-Emojis erlaubt ist.
Der Algorithmus als Torwächter
Natürlich sitzt da kein Mitarbeiter, der jede Rezension liest. Stattdessen entscheidet ein Algorithmus – eine KI mit der emotionalen Intelligenz eines Toasters.
Vermutlich läuft es so ab:
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Positives Adjektiv erkannt → bleibt online.
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Negatives Adjektiv erkannt → löschen.
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Mehr als ein Ausrufezeichen → verdächtig.
So verwandelt sich Google Maps langsam in ein digitales Disneyland, in dem alle Läden glänzen und jeder Kellner ein strahlender Sonnenschein ist.
Die Reputationsindustrie – Parasiten des digitalen Zeitalters
Wo Google den Boden düngt, wächst eine ganz besondere Spezies: die Reputationsindustrie. Agenturen und Kanzleien, die nichts anderes im Sinn haben, als die digitale Realität gegen klingende Münze zu verbiegen. Sie verkaufen sich als „Dienstleister für ein sauberes Image“ – in Wahrheit sind sie die Parasiten des digitalen Zeitalters.
Das Geschäftsmodell ist so simpel wie schmutzig: Je mehr ehrliche Stimmen verschwinden, desto besser für die Kasse. Wahrheit wird zur Handelsware, berechtigte Kritik zum Müll, den man entsorgen kann – natürlich gegen Gebühr.
Das erinnert eher an Straßenkehrer ohne Gewissen, die nicht den Dreck von der Straße entfernen, sondern die Wahrheit von den Gehwegen der Öffentlichkeit. Wobei der Beruf des Straßenkehrers im Vergleich ehrwürdig und unentbehrlich ist. Die genannten Schmutzfinken hingegen fegen nicht sauber, sie fegen weg – und kassieren dafür ein Honorar, das in keinem Verhältnis zu ihrem Beitrag für die Gesellschaft steht.
So gedeiht ein ganzer Wirtschaftszweig, der sich schamlos am systematischen Unrecht bereichert und davon lebt, dass Google die perfekte Spielwiese bietet: ein Biotop für all jene, die lieber Kritiker wegwischen, als Missstände zu beheben. Dabei liegen sie voll im Zeitgeist: Schuld sind alle anderen, nur sie selbst nicht.
Reguliert bis zur Lächerlichkeit – der Digital Services Act als Turbo-Löschmaschine
Und weil die EU nie eine Gelegenheit verstreichen lässt, mit einem Gesetzeshammer auf Fliegen einzudreschen, gibt es nun auch den Digital Services Act. Eigentlich sollte er die Nutzerrechte stärken. In der Praxis heißt das jedoch: Plattformen löschen lieber zu viel als zu wenig – aus Angst vor Strafen in Millionenhöhe. Auf der Strecke bleibt das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Das Ergebnis: ein regelrechter Lösch-Overkill.
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Sachliche Kritik? Gefährlich, könnte ja „schädlich“ sein.
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Ironie? Viel zu riskant, wer weiß, ob ein Prüfer Humor versteht.
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Ein mürrischer Kellner? Bitte sofort entfernen, könnte ja eine Diskriminierung gegen den Berufsstand der Gastro-Miesepeter sein.
So wird aus der Regulierung ein absurdes Theater, in dem sich Firmen prophylaktisch alles vom Hals schaffen, was nicht nach Sonnenschein klingt. Kurz gesagt: Die EU reguliert, bis die Realität nur noch in Watte verpackt durchs Netz wandert.
Schikane für Verbraucher – Freifahrtschein für Unternehmen
Die Vorgehensweise hierbei wirkt wie Schikane mit System:
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Verbraucher sollen ihre Rezensionen belegen wie bei einer Steuerprüfung – mit Kassenzettel, Screenshot und möglichst notariell beglaubigtem Stempel.
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Unternehmen hingegen reicht eine vage „Beschwerde“, und schon verschwindet die Kritik weltweit aus dem Netz.
Diese groteske Ungleichbehandlung kippt das gesamte System: Während Betriebe mit ein paar Klicks unliebsame Stimmen zum Schweigen bringen, stehen Kunden ohne Belege dumm da. Alltagserfahrungen sind schließlich keine Gerichtsprozesse – niemand hebt fünf Jahre lang Apothekenquittungen oder Restaurantbons auf.
So entsteht ein Klima, in dem die Wahrheit nicht mehr zählt, sondern nur noch die Durchsetzungsfähigkeit derjenigen, die das System für sich zu nutzen wissen.
Das eigentliche Problem
Klingt lustig, ist aber ernst: Wenn Google willkürlich Rezensionen löscht und gleichzeitig Dienstleistern fürs Reputations-Polieren Tür und Tor öffnet, verliert das System jede Glaubwürdigkeit. Und das passiert bereits.
Man fragt sich inzwischen: Sind die 5 Sterne echt – oder das Ergebnis einer besonders fleißigen Lösch-Kavallerie? Und warum überhaupt noch Rezensionen schreiben, wenn die unbequemen Teile sowieso verschwinden?
Meine Konsequenz: Schluss mit der Systemnutte Google
Für mich ist der Fall klar: Wer ehrliche Stimmen wegradiert, braucht meine Stimme nicht mehr. Google hat sich zur willfährigen Systemnutte der schönen Scheinwelt gemacht – immer bereit, der zahlenden Seite zu Diensten zu stehen, während kritische Kunden in den digitalen Staub getreten werden.
Darum mein Entschluss: Boykott. Keine Rezensionen mehr, keine kostenlose Content-Zulieferung für ein System, das Ehrlichkeit zur Betriebsstörung erklärt. Meine bereits getätigten Rezensionen werde ich löschen. Alle. Denn sie sind mein geistiges Eigentum und nicht das von Google.
Alternativen gibt es und es werden mehr:
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Yelp – noch nicht perfekt, aber immerhin offener für echte Stimmen.
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Tripadvisor – besonders für Gastronomie und Reisen.
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Trustpilot – oft gnadenlos ehrlich.
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eigener Blog oder Social Media – dort, wo man selbst Herr über die Worte bleibt und nicht dem nächstbesten Algorithmus ausgeliefert ist.
Kostet ein paar Klicks mehr – aber dafür bleiben die Worte da, wo sie hingehören: in der Öffentlichkeit, nicht im Google-Schredder.
Fazit: Google, 1 Stern – Freundlichkeit lässt zu wünschen übrig
Googles Bewertungsplattform führt ihr eigenes Prinzip ad absurdum. Sie könnte ein Ort ehrlicher Rückmeldungen sein – stattdessen wird sie zum Wohlfühl-Filter für Unternehmen mit fragwürdiger Seriosität.
Die einzige ehrliche Rezension, die bleibt, lautet deshalb:
Google, 1 Stern. Saubere Oberfläche, aber Freundlichkeit und Glaubwürdigkeit sind für die Tonne.