EPUB3 – warum das moderne E-Book-Format mehr ist als nur Technik

Die meisten Leserinnen und Leser machen sich beim Kauf eines E-Books keine großen Gedanken über das Format. Hauptsache, die Datei öffnet sich auf dem E-Reader oder Tablet, und die Geschichte beginnt. Doch hinter den Kulissen hat sich in den letzten Jahren viel getan – vor allem mit dem Standard EPUB3.

Als Autor ist mir dieses Thema wichtig, und zwar nicht nur aus technischer Sicht. EPUB3 steht auch für Barrierefreiheit – und damit dafür, dass möglichst viele Menschen, unabhängig von Einschränkungen, Zugang zu Literatur haben.


Wozu dient EPUB3? – Barrierefreiheit im Mittelpunkt

Während ältere E-Book-Formate in erster Linie den Text darstellten, ermöglicht EPUB3 weitaus mehr. Dazu gehören:

  • Vorlesefunktion (Text-to-Speech) für blinde oder sehbehinderte Menschen

  • Variable Schriftgrößen und Layouts für Menschen mit Sehschwäche

  • Unterstützung für Screenreader

  • Einbindung von Alternativtexten für Bilder

  • Semantische Auszeichnung (Überschriften, Absätze, Listen etc.), die die Navigation erleichtert

Damit wird das E-Book nicht nur hübscher, sondern auch inklusiver.


Technische Unterschiede zu früheren Formaten

  • EPUB2 vs. EPUB3:
    EPUB2 war lange der Standard, hat aber klare Grenzen bei Barrierefreiheit und Multimedia. EPUB3 setzt auf HTML5 und CSS3 – also Technologien, die auch das moderne Web antreiben. Dadurch wird das Format flexibler und zukunftssicherer.

  • Kompatibilität:
    Fast alle aktuellen E-Reader unterstützen EPUB3. Manche älteren Geräte interpretieren die erweiterten Funktionen jedoch nur eingeschränkt.

  • Multimedia und Interaktivität:
    EPUB3 kann auch Audio, Video oder interaktive Inhalte einbetten. Für Belletristik ist das selten nötig, für Sach- oder Lehrbücher kann es aber ein Vorteil sein.


Vor- und Nachteile von EPUB3

Vorteile:

  • Barrierefrei und zukunftssicher

  • Mehr Gestaltungsmöglichkeiten

  • Standardisiert und breit unterstützt

Nachteile:

  • Ältere Geräte können Probleme machen

  • Komplexere Erstellung als EPUB2

  • Nicht jeder Distributor nutzt alle EPUB3-Funktionen


EPUB3

Hilfreiche Tools für Autorinnen und Autoren

  • Calibre – universelles Tool zur Verwaltung, Konvertierung und einfachen Bearbeitung von E-Books.

  • Sigil – ein mächtiger, kostenloser Editor für EPUB-Dateien (inkl. EPUB3-Unterstützung). Konvertierung in EPUB3 wird in aktueller Version nicht mehr unterstützt. Dies am besten vorher mit Calibre vornehmen.

  • Vellum / Papyrus Autor – komfortable Software zum Erstellen von E-Books, die den Export nach EPUB3 ermöglichen.

  • ACE von DAISY – Prüftools, um die Barrierefreiheit eines E-Books zu kontrollieren.

  • Pagina EPUB-Checker – Tool zur Validierung von E-Books und Prüfung auf Fehlerfreiheit des Formats (benötigt JAVA).

Alte E-Books konvertieren – so geht’s

Viele Autorinnen und Autoren haben ihre ersten Werke noch im EPUB2-Format veröffentlicht. Wer diese Bücher zugänglicher machen will, kann sie problemlos konvertieren:

  1. Mit Calibre alte EPUB-Datei öffnen.

  2. Textstruktur semantisch nachrüsten (Überschriften, Kapitel etc.).

  3. Alternativtexte für Bilder hinzufügen.

  4. Datei als EPUB3 exportieren und testen.

Damit wird ein älteres Buch für heutige Leser und Leserinnen deutlich angenehmer – und für Menschen mit Einschränkungen erst wirklich lesbar.


Mein Fazit

EPUB3 ist nicht einfach ein neues Dateiformat. Es ist ein Schritt hin zu mehr Teilhabe. Literatur sollte allen offenstehen, egal ob jemand perfekt sieht, eine Sehschwäche hat oder auf Screenreader angewiesen ist.

Als Autor sehe ich es als meine Verantwortung, Bücher so aufzubereiten, dass sie nicht nur technisch funktionieren, sondern auch barrierefrei sind. Deshalb setze ich künftig konsequent auf das neue Format.

Denn: Geschichten sind für alle da.

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